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Madagaskar: im Land der Lemuren, Chamäleons und Baobabs


Ein Reisebericht von den Globetrottern Nadine Querfurth und Thorsten Rieck

2. Kapitel - Die Seidensifakas von Marojeji · (Kapitel 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 )

Für die nächsten vier Tage planten wir einen Trek in einen nahegelegenen Nationalpark, der Marojeji hieß. Dort sollte es die weißen Seidensifakas geben. Wir waren von den unterschiedlichen Lemurenarten begeistert und wollten gerne einige von ihnen zu Gesicht bekommen. So besuchten wir innerhalb der drei Monate auf Madagaskar insgesamt 15 Nationalparks. Marojeji ist einer der jüngsten Nationalparks der Insel. In allen gilt, dass man den Park zusammen mit einem Guide erkundet. Drei Tage lang darf man sich dort aufhalten. Die meisten Nationalparks bieten eine Möglichkeit, an Wasser zu kommen, ansonsten ist die Infrastruktur eher gleich Null. Wenn wir also einen drei-tägigen Aufenthalt geplant hatten, mussten wir unser Zelt, Kohlen zum Kochen und Verpflegung für den Guide und uns mitnehmen. Dementsprechend bepackt waren wir auf unseren Trekking Touren. Die Treks führten uns durch Bambuswälder, Bergnebelwälder, entlang der nadelspitzen Tsingy-Felsformationen, am Strand entlang, wie z.B. auf der Masoala-Halbinsel, stets aber auf fast unbetretenen Pfaden. Die Landschaft, die Atmosphäre und die
Geräusche waren für uns unheimlich beeindruckend.
In dem erst kürzlich der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Nationalpark Marojeji wurden wir von unserem sehr sympathischen Guide Jaosafy begleitet. Er erzählte uns, dass sich im Park eine kleine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler aufhielte, die Seidensifakas studierten; eine Lemurenart, die nur in dieser Region existiert. Vielleicht könnten wir als Biologen uns ihnen einige Tage anschließen? Marojeji besteht vornehmlich aus feuchtem Bergnebelwald, aber auch aus Bambuswäldern und einigen Flussebenen, die wir barfuss mit unserem Gepäck durchquerten. Der Weg zum Camp war mühsam und beschwerlich. Die Wolken hingen tief und versperrten teilweise die Sicht. Aus ihnen tröpfelte ganz feiner Regen. Wir mussten uns mit Seilen an rutschigen, steilen Felswänden
Im Isalo-Nationalpar

Noch frisch und munter zu Beginn eines 3-tägigen Treks im Isalo-Nationalpark im Südwesten der Insel.
empor ziehen und bezwangen Meter für Meter. Durch den Regen waren die reich verzweigten Wurzeln der Bäume glitschig und erschwerten uns das Vorankommen mit dem schweren Gepäck auf dem Rücken. Wir staunten immer wieder von Neuem, mit welcher Leichtigkeit sich unsere Guides in dem für uns doch recht anspruchsvollen Terrain bewegten. Und zudem trugen sie dabei Flipflops, wie wir liebevoll die Gummilatschen mit dem Steg für den großen Zeh nannten! Als ich einmal barfuss einen Fluss durchquert hatte, erreichten mich von der Seite sorgevolle Blicke von Jaosafy. Er sagte zu mir: "Ihr Vazaha habt doch so empfindliche Füße, zieh lieber schnell deine Schuhe wieder an!".
Nach fast fünf Stunden Fußweg erreichten wir das Camp. Vor unseren Augen lag ein steiler, bewaldeter Berg, dessen Spitze sich im Nebel versteckte. Zwischen den Bäumen waren zwei Zelte aufgeschlagen, und eine Feuerstelle machte sich durch den aufsteigenden Rauch bemerkbar.

Unter einem WasserfallKochen im BuschReis mit Bohnen

Die Trekkingtouren waren auch anstrengend. Ein kalter Wasserfall wirkte Wunder : Er ermöglichte eine improvisierte Dusche und war gleichzeitig Trinkwasserspender. In den meisten Nationalparks kochten wir mit Holz oder Kohle. Im Laufe der Zeit wurden wir Meister im Erfinden neuer Variationen von Reis mit Bohnen.

Wir begrüßten Eric, den amerikanischen Wissenschaftler, und fragten ihn, ob wir ihn und seine Leute einige Tage begleiten könnten. Eric stimmte dem zu. Wahrscheinlich war er auch dankbar für die neuen Gesichter, die er sah, denn sehr abwechslungsreich ging es hier in den sechs Monaten nicht zu, die er schon hier oben verbracht hatte, wie er uns erzählte. Wir schlugen auch erst einmal unser Quartier auf und bestaunten immer noch die Schönheit dieses Fleckchens Erde. Ob wir die seltenen Seidensifakas zu Gesicht bekommen würden?
Am Nachmittag machten wir uns mit Jaosafy auf den Weg zu einem Aussichtpunkt, der Bellevue - schöne Aussicht - hieß. Er lag knapp 1000 m über uns, und der Weg hinauf war noch beschwerlicher als der Marsch hierher. Zudem hatte der Regen die Erde aufgeweicht; die Wurzeln waren rutschig und Steine nicht mehr trittfest. So waren unsere Blicke fast ständig auf den Boden gerichtet, um keinen falschen Schritt zu machen. Jaosafy dagegen "tanzte" den Weg hinauf mit der schon beschriebenen Leichtigkeit.
Seidensifaka

Der weiße Seidensifaka
Katta auf Felsen

Kattas: Sie halten sich vorwiegend auf dem Boden auf. Wir haben sie auch beim Sonnenbad beobachtet.
Nichts desto trotz richtete ich meinen Blick oft in den Wald und gen Himmel, um überhaupt einen Eindruck von dem mich Umgebenden zu bekommen. Die Vegetation hier oben war tatsächlich mit keiner zu vergleichen, die ich bisher gesehen hatte. Hier, auf fast 1600 m, herrschten hauptsächlich Flechten und Moose vor. Als wir dann den Aussichtspunkt erreichten, konnten wir wegen einer undurchsichtigen, grauen Wolkenwand leider nur unser Hände vor Augen erkennen. Seidensifakas waren wir auf dem Weg hier hoch auch nicht begegnet. Jaosafy erklärte uns, dass sich die Sifakas bei solchem Wetter - vor dem Regen geschützt- hoch oben in den Baumkronen versteckten und schliefen. Nach dem Abstieg zurück zum Camp wärmten wir uns alle mit einer Tasse des original madagassischen Sahambavy Tees auf, und Eric und Jaosafy erzählten uns von Marojeji und den Seidensifakas.
Hier oben wurde es durch die dichte Vegetation schneller dunkel, und wir entzündeten das Feuer, um das Abendessen zu bereiten. Reis mit Bohnen kochten wir, was mit Abstand das nahrhafteste Essen war für die vielen Aktivitäten, die Kraft erforderten.
Später im Zelt lauschten wir noch hunderten, fremden Geräuschen, die allesamt geheimnisvoll und lebendig klangen. Viele Geräusche deuteten Thorsten und ich als die Rufe der Lemuren.
Am nächsten Morgen ging es in aller Frühe weiter, um nach den Seidensifakas zu suchen. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, da das die Chance erhöhte, sie zu finden. So durchstreiften wir das Dickicht abseits jeglicher Pfade auf der Suche nach weißen Fellbüscheln, den Seidensifakas. Sobald eine Gruppe von uns verdächtige Geräusche wahrnahm, teilte sie dies den anderen durch einen bestimmten Ruf mit. Wir waren bereits fast zwei Stunden auf der Suche nach den Halbaffen, als wir einen solchen Ruf aus der Ferne vernahmen. Die Suche schien ein Ende zu haben. Wir näherten uns langsam und vorsichtig Eric, der die Sifakas hoch oben in der Baumkrone entdeckt hatte. Mit den Köpfen im Nacken, dem Blick ständig gen Himmel gerichtet, entdeckten wir weiße Büschel hoch oben im Baum - die Seidensifakas.

MohrenmakisCoquerellischwarz-weißer Vari

Links: Männchen (schwarz) und Weibchen der Mohrenmakis. Mitte: Ein Coquerelli-Sifaka. Rechts: ein schwarz-weißer Vari. In jedem Nationalpark, den wir besuchten, haben wir eine neue Lemurenart beobachten können. Lemuren existieren nur auf Madagaskar und konnten sich durch die Isolation der Insel ungehindert entwickeln.

Da sie gewandt und schnell in den Wipfeln herumkletterten, war es schwierig, ihnen zu folgen. Eric zeigte auf einen der Sifakas und erklärte uns: "Das ist Pinkface. Wir haben ihm den Namen gegeben, da sein Gesicht fast vollständig rosafarben ist. Es ist ein Männchen, und er hält sich mit seiner Familie hier in der Gegend in seinem Territorium auf." "Vor einigen Monaten", so erzählte der Wissenschaftler weiter, "wurde eines seiner Jungtiere durch ein Fossa getötet. Wir haben nur noch sein Skelett mit dem Sender gefunden". Das Fossa ist das einzige auf Madagaskar existierende Raubtier, das auch Lemuren angreift. Es sieht aus wie ein kleiner Puma und bewegt sich ebenfalls sehr geschickt im Dickicht. Es kann zwar nicht solche Distanzen wie ein Lemur im Sprung zurücklegen, bewegt sich aber doch sehr gewandt. "Fossas sind sehr selten geworden und man bekommt sie kaum noch zu Gesicht", berichtete uns Eric. Die Sifakas hatten sich in der Zwischen zeit weiter in den Baumkronen bewegt und waren nun fast über uns. Nun erkannte auch ich Pinkface. Ich war begeistert von den seltenen, schneeweißen Lemuren. Sie ließen sich nur Der Indri

Der Indri, der größte aller Lemuren.
geringfügig von unserer Anwesenheit stören, und wir konnten sie ausgiebig aus geringer Entfernung beobachten. Einer von ihnen sprang mit einem mächtigen Satz auf einen Ast in Kopfhöhe vor uns. Mit einem weiteren Satz saß er auf dem Boden neben uns und steckte sich mit seinen schwarzen Pfoten Erde ins Maul, die er zuvor zu einem kleinen Häufchen getürmt hatte. Eric wurde bei diesem Verhalten des Sifakas sichtlich nervös, denn er hatte es erst sehr wenige Male beobachten können. "Wir wissen leider erst sehr wenig darüber", berichtete Eric. "Weshalb sie dies tun, steht noch in den Sternen," fügte er hinzu und spekulierte: "Wahrscheinlich nehmen sie dadurch aber Mineralien zu sich."

Der WieselmakiDer LarvensifakaSanford-Lemur

Links: ein nachtaktiver Lemur, der Wieselmaki. Tagsüber versteckt er sich in Baumhöhlen. Mitte: der Larvensifaka. Rechts: der Sanford-Lemur. Das Fossa ist neben dem Menschen der einzige Feind der Lemuren.

Wir beobachteten die Sifakas so lange, bis sie sich irgendwann entfernten und ein Verfolgen durchs Dickicht sehr schwierig wurde. Eric und Jaosafy merkten sich die Stelle genau, denn sie mussten morgen versuchen, die Lemuren-Familie wieder zu finden.
Wir waren sehr begeistert, dass wir uns Eric anschließen durften und noch viel glücklicher, dass wir die seltenen Sifakas beobachten konnten. Wir verbrachten noch zwei weitere Tage im Camp und erfuhren aus den Erzählungen von Eric noch viele Details über diese seltenen Geschöpfe. Er spielte uns sogar einige aufgenommenen Alarm-rufe der Lemuren vor. Als es für uns Zeit zum Aufbrechen war, verabschiedeten wir uns von Eric, dankten ihm für die erlebnisreiche Zeit und wünschten ihm weiterhin viel Glück und Geduld bei seinen Studien. Jaosafy brachte uns heil und unversehrt zum Dorf zurück. Es war für uns an der Zeit, uns nun auch von Jaosafy zu verabschieden. Wir tauschten unsere Adressen aus und versprachen ihm, anderen Leuten von ihm und Marojeji zu erzählen, denn er war ein wirklich exzellenter Guide mit unheimlich viel Wissen. Wir warteten auf ein Busch-Taxi, das uns zurück nach Sambava brachte.
Wir waren gespannt, ob unsere nette Familie mittlerweile fündig geworden war. Als wir "Chez Philipily" betraten, kam Mme Rakotoharimalala sofort auf uns zu und hielt uns ein großes Bündel aus guten, echten Vanilleschoten vor die Nase. Sorgfältig wickelte sie sie in Wachspapier ein, so dass sie nicht austrockneten und legte uns die Papiere vor, die wir später für die Ausreise benötigten. Sie bestätigten, dass es sich um reine, schädlingsfreie Vanille handelte. 300 g für 275.000 FMG (madagassische Franc, ca. 46 €) verstauten wir sorgfältig in unserem Gepäck. Wenn wir uns unterwegs etwas Gutes gönnen wollten, packten wir die Vanille aus und kochten uns Milchreis mit einer Vanilleschote, was eine weitere Variation der Reiszubereitung war.

Aye Aye

Der wohl ungewöhnlichste Lemur Madagaskars: Das Aye-Aye oder Fingertier. Mit seinem extrem dünnen, verlängerten, knochigen Mittelfinger pult es Maden und Käfer unter der Borke hervor, die es zuvor mit seinen fledermausartigen, äußert sensitiven Ohren aufgespürt hat.

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Text / Fotos: All Copyrights by Nadine Querfurth / Thorsten Rieck, 2001 > Kontakt


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